Gott sei Dank: Wir haben es nicht gebraucht…

Die Kasernierung von Kraftwerksbelegschaften in Corona-Zeiten ist uns noch erspart geblieben.

Corona hat besonders allein wohnende junge Mitarbeiter*innen ohne Familienanschluß stark isoliert. Einige Firmen suchten in dieser Zeit für besonders gefährdete Gruppen nach Lösungen, um gesundheitliche Risiken im Vorfeld zu mimimieren oder auszuschließen. Hier ließen sich kreative und entlastende Unterstützungsformate entwickeln.

Besonders betroffen waren während der Corona-Pandemie die Verantwortlichen für systemkritische Infrastrukturen. Energieversorger und Kraftwerksbetreiber suchten nach Möglichkeiten des bestmöglichen Schutzes Ihrer Anlagen vor einem drohenden Komplett-Ausfall durch Erkrankungen und Quarantäne in der Belegschaft. Regelmäßige Testungen im Unternehmen, physisch getrennte Schichten und Teams sowie ausreichend Möglichkeiten zur Desinfektion und Lüftung stellten die wesentlichen Maßnahmen dar.

Eine Gefahr bestand dennoch weiter: Unkontrolliert blieb der private Bereich der Mitarbeitenden, in dem durch Familienangehörige und Kinder theoretisch jederzeit eine Erkrankung eingebracht werden konnte.

Es galt drohende Ansteckungen zu vermeiden, aber auch Quarantänebestimmungen einzuhalten, die ebenfalls die Arbeit von Schichten unmöglich machen können. Angesichts der Gefahren durch die zwischenzeitliche Heimkehr in Familien mit geimpften und ungeimpften Angehörigen bestand bei einer hohen Inzidenz eine große Gefahr für den Ausfall ganzer Schichten. 

Das „letzte Mittel“ in einer solchen Situation ist die Kasernierung von Schichten, also die Verlegung des Wohnortes der Schichtmitarbeitenden über die Dauer einer Schichtwoche auf das Unternehmen. Dieses letzte Mittel wurde wegen der hohen Belastungen für die Mitarbeitenden und deren Familien selten ausgewählt. Die Stadtwerke Wien waren eines der prominenten Beispiele für eine Kasernierung im Kraftwerksbereich. Hier konnte das Unternehmen auf freiwillig kasernierte Mitarbeiter zugreifen. Aber viele Kraftwerksbetreiber hatten konkrete Planungen für ein solches Szenario.

Praktisch bedeutete das für den Arbeitgeber die Umstellung auf 12-Stunden-Schichten, die Organisation von Schlaf- und Sanitärräumen und die Bereitstellung von Verpflegung. Dazu kamen oft noch die Organisation von Unterhaltungselektronik und Freizeitgeräten. 

Der unberechenbare Faktor Mensch in der Isolation

Unberechenbar bleibt neben der Pandemieentwicklung aber immer noch die Entwicklung der Gruppendynamik in den kasernierten Teams. Es können innerhalb oder zwischen den Schichten Verstimmungen und Konflikte aufkommen, wenn Eintönigkeit, mangelnde Anregungen und fehlende ehrliche und wertschätzende soziale Kontakte für ein ungünstiges Klima sorgen.

Resultierend aus den Erfahrungen, Erlebnissen und Wünschen von Belegschaften auf Bohrinseln habe ich ein Programm entworfen, welches die Möglichkeit von schlechter Stimmung und Eskalationen nicht nur verhindern, sondern selbst als wertvoll und unterhaltsam wahrgenommen wird.

Das Begleitprogramm „Kasernierung“

In meinem Begleitprogramm habe ich Rückmeldungen von Schiffsbesatzungen, Bohrinseln und internationalen Montageteams ausgewertet. Nach der Auswertung entstand die Fokussierung auf drei zentrale Unterstützungsangebote.

Das erste Angebot sollte dem Einfluss der Monotonie und dem sich einschleichenden Gefühl der Sinnlosigkeit entgegenwirken. Hier zeigten sich die Auseinandersetzung mit emotional anregenden Themen in einstündigen Webinaren als gut geeignet. Spannende Seminarinhalte in knapper und unterhaltsamer Präsentation bringen die Gedanken der Beteiligten auf einen guten Weg (Weibliche/Männliche Kommunikation; einfache Typentests; Körpersprache, …). Hier steht nicht die Vermittlung von Lerninhalten im Fokus, sondern die lockere Beschäftigung mit alltagsrelevanten Themen.

Der zweite Ansatz bestand in der Ablenkung durch gemeinsame Anforderungen und dem Aufbau von Erfahrungen in der Gruppendynamik. Herausfordernde Teamaufgaben (z.B. Bau von Seifenkisten) mussten aktiv und clever gelöst werden. Geplant waren hier schichtübergreifende Aufgaben als auch Aufgaben in Konkurrenz zwischen den Schichten. Die Materialien für die praktischen Aufgaben wurden von außen organisiert und angeliefert. Angeleitete gegenseitige Feedbackübungen vertieften den positiven Effekt.

Der dritte Ansatz bestand in der ständigen Ansprechstation außerhalb des Unternehmens. Gerade wenn Beschäftigte düstere Gedanken quälen galt es einen niedrigschwelligen Austausch anzubieten, der anlasslos regelmäßig stattfand.

Wenn nun die nächste Pandemie kommt, hole ich meine Unterlagen noch einmal aus dem Keller und sorge für Unterhaltung, Persönlichkeitswachstum und Ablenkung bei den Kraftwerksmannschaften. Wir hätten unseren Spaß haben können, auch in den reinen digitalen Formaten. Da bin ich mir sicher.

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