Was sind eigentlich Lerntypen?

Können diese mir bei der besseren Vermittlung von Lerninhalten helfen?

Es klingt verlockend, Lernmaterialien so zu entwickeln, dass sie optimal zu bestimmten Lerntypen passen und zu höheren Lernerfolgen führen. Man könnte die Vorlieben der Lernenden nutzen und ihnen einen leichteren Zugang zu Wissen ermöglichen.

Vermutlich gibt es bestimmte Arten des Lernens, die Menschen für sich als besonders erfolgreich ansehen. Theoretisch sieht das Konzept vor, dass es auditive, visuelle, haptische oder kommunikative Lerntypen gibt. Der auditive Lerner lernt am besten beim podcast hören und wenn es ihm jemand etwas erklärt. Der visuelle Lerner lernt optimal beim lesen, beim Video-Tutorial oder beim Zuschauen. Der haptische Typ lernt am besten , wenn er etwas anfassen kann und Schritte ausprobiert. Der kommunikative Typ lernt am besten in einer Diskussion mit klugen Gesprächspartnern. Das scheint doch sinnvoll, oder?

Aber warum wehrt sich dann die Wissenschaft gegen die Einteilung in Lern-Typen? Was genau ist denn deren Kritik? Kann man den Erfolg durch angepasste Lernmaterialien nicht sichtbar machen?

Um es kurz zu machen: Der Neuropsychologe Henning Beck nennt es einen „nicht totzukriegenden Mythos“. Selbst rennomierte Zeitschriften wie Forbes veröffentlichten noch 2022 Tipps zum Umgang mit Lerntypen und auch unter Pädagogen ist der Wille zur Beachtung von Lerntypen laut einer Überblicksstudie von 2020 sehr hoch.

Tatsächlich hat es keine Studie jemals geschafft, förderliche Effekte durch die Ausrichtung der Lernumgebung auf Lerntypen zu belegen (Aslaksen & Loras, 2018). Das hat verschiedene Gründe.

Die Typeneinteilung bezieht sich auf Wahrnehmungsprozesse. Lernen passiert aber nicht bei der Wahrnehmung, sondern bei der Weiterverarbeitung der mit der Wahrnehmung aufgenommenen Reize. Lernen ist also ein viel höherer und komplexer Prozess und die Wahrnehmung nur ein erster Schritt in einer Kette von Lernoperationen. Wahrnehmung ist nicht gleich Lernen, das Eindampfen eines komplexen Prozess auf ein paar Merkmale und konkrete Anleitungen funktioniert nicht.

Es gibt tatsächlich individuelle Vorlieben für bestimmte Lernkanäle, die sich auch definieren und untersuchen lassen. Wenn Studienteilnehmer*innen ihre präferierten Lernkanäle nutzten, erzielten sie jedoch keine besseren Ergebnisse als die Vergleichsgruppe mit nicht präferierten Lernkanälen.

Leider sind diese Präferenzen zu Lernstilen darüber hinaus nicht sonderlich stabil und schwanken je nach Lerninhalt und persönlicher Verfassung stark.

Das Fazit

Der hartnäckige Mythos von Lerntypen besteht weiter, trotz des weitreichenden Belegen der Unwirksamkeit durch Studien.

Diese belegen eher, dass die Fokussierung auf einen Lernstil deutlich weniger effizient ist als die Mischung aller Stile, auch um Langeweile bei der Wissensaufnahme zu verhindern. Trotz der Vorlieben in der Wahrnehmung, die man sich im Internet kostenlos bescheinigen lassen kann, sind wir vermutlich alle auditiv, visuelle, haptisch-kommunikative Lerner und fahren am besten damit die Lernstile auf die dazu passenden Lerninhalte zu verteilen. Der Tipp sollte also eher sein: Achte also auf den cleveren Wechsel der Lernmedien.

Wobei können wir Sie unterstützen?

Schwere Fragen brauchen sorgfältige Antworten und durchdachte Maßnahmen – Sprechen Sie uns an!

Jetzt Newsletter abonnieren!

Bleiben Sie auf dem Laufenden und verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr.