Rezension: Lernen im Unternehmen von Timo Kortsch, Julian Decius und Hilko Paulsen

In „Lernen in Unternehmen“ geben Timo Kortsch, Julian Decius und Hilko Paulsen dem Leser einen Überblick über verschiedene Lernformen, die in Organisationen auftreten; vom formalen, strukturierten Lernen bis zum informellen learning on the job und dem selbstregulierten Lernen, das Inhalte dieser beiden Extrempositionen verbindet. Dazu besprechen die Autoren zunächst detailliert die verschiedenen Lernformen, definieren sie, grenzen sie von angrenzenden Themen ab und beschreiben ihre grundlegenden Charakteristika. Ferner bekommt der Leser ein Rahmenmodell an die Hand, mit dessen Hilfe Lernprozesse in Organisationen und Unternehmen eingeführt werden können. Über die Schritte Bedarfsanalyse, Planung, Durchführung und Evaluation wird ein strukturiertes Vorgehen für die Etablierung von Lernprozessen ermöglicht. Handlungsempfehlungen und Lösungsmöglichkeiten für typische Herausforderungen gestalten die Anleitung dabei praxisnah und erlauben eine einfache und schnelle Übertragung auf das eigene Umfeld. Eine Übersicht klassischer und moderner Lern- und Arbeitsmethoden gibt weitere Anregung für die Implementierung in unterschiedlichen Kontexten. Zuletzt bekommt der Leser durch Fallbeispiele aus der Unternehmemspraxis Anregungen für die eigene Umsetzung.
Insgesamt gibt das Buch damit eine solide Struktur zur Orientierung vor. Dem praxisorientierten Leser dürfte die Einordnung der Lernmethoden dabei an manchen Stellen recht akademisch anmuten; Handlungsempfehlungen und Beispiele holen ihn jedoch wieder ab und bereiten ihn auf die Umsetzung im eigenen Unternehmen vor. Seine Grenzen aus Sicht eines Praktikers erreicht das Werk von Kortsch, Decius und Paulsen, wenn es um die Beschreibung konkreter Einzelfälle oder die erschöpfende Auflistung von Methoden und Lösungen geht. Als Buch von 150 Seiten ist es als Übersichtswerk gedacht, das die grundlegenden Konzepte erklärt, aber nicht als allumfassendes Kompendium von Musterlösungen.
Für mich liegt der Nutzen dieses Buches weniger in den Praxisbeispielen als in den vielen anregenden Ideen. Das Buch ist ein wissenschaftlich korrektes Buch zu Grundlagen mit vielen Hinweisen auf Ideen und Ansätze, die es zu verfolgen gilt. Beispielsweise zu „LOPP“, (Learning Opportunities Perception Potential) – ein Wahrnehmungspotenzial für Lerngelegenheiten. Die Grundidee des Modells ist, dass bestimmte Voraussetzungen der Lernenden und des Arbeitsumfelds wichtig für New Learning sind, damit Lerngelegenheiten erkannt und genutzt werden können.
Besonders spannend fand ich die Diskussion der drei Autoren auf dem Portal des herausgebenden Fachverlages. Lese selbst: https://www.hogrefe.com/de/thema/warum-lernen-in-unternehmen-strategisch-wichtig-ist