Führung und Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen hat definitiv Fahrt aufgenommen. Durch leicht verfügbare Tools wie Chat-GPT, Gemini oder den Microsoft Co-Pilot können Massenauswertungen per LLM vorgenommen werden und Neues daraus generiert werden. Auf einmal ist es leicht ein Template eines Anschreibens zu erstellen, Marktanalysen zu fahren oder Geschäftsberichte zu schreiben. Andere Tools erstellen Bilder, Videos, Präsentationen und zwar in sehr kurzer Zeit. Erfahrene Nutzer schaffen diese Ergebnisse mit wenig Aufwand und benötigen wenig Zeit zur Kontrolle und Nachbearbeitung. Entscheidend für den Erfolg ist nicht allein Offenheit für die Möglichkeiten sondern vor allem kritische Distanz. In den Universitäten wird es beispielsweise zunehmend Alltag, dass sehr lange und detaillierte Texte aus Chat-GPT produziert, aber nicht mehr verstanden und bewertet werden.
Nutzer sollten eine Vorstellung davon haben, was sinnvoll in Bezug auf die eigentliche Arbeitsaufgabe ist. Ein hundertseitiges Konzept zur Umsetzung von Prozessoptimierungen enthält sicher gute Ideen, aber der Nutzer muss am Ende selbst die Entscheidung treffen, was er davon empfiehlt. Führungskräfte müssen zur sinnvollen Nutzung dieser Tools anleiten und sehr genau definierte Aufgaben delegieren.
Führungskräfte sollten sich selbst mit den wichtigsten Tools auseinander gesetzt haben, Grenzen bei möglichen Datenschutz- oder Urheberrechtsverletzungen setzen und zum effizienten und sicheren Umgang mit KI anleiten. Wenn beispielsweise Mitarbeiter Arbeitsaufgaben mit betrieblichen Daten in ihre private und kostenlose Version von Chat-GPT hochladen, werden diese Daten von OpenAI zum Training des Modells genutzt. Das ist ein klarer Datenschutz-Verstoß, der jeden Tag vermutlich tausendfach stattfindet. Ein Ausweg wäre die Nutzung einer Bezahlversion, bei dem man die Verwendung der Daten regulieren kann, ein anderer Ausweg ein Verbot. Eine Führungskraft muss hier mit Umsicht Regeln aufstellen und Lösungen finden.
Derzeit beginnen Firmen auch in Deutschland KI-Mitarbeiter einzusetzen. Das bedeutet, dass ich in einem „Multiagentensystem“ Personen mit ganz bestimmten Perspektiven, Skills und fachlichen Ausrichtungen definieren kann. Zum Beispiel so: Ich erstelle einen Spezialisten für den Einkauf bestimmter Materialien und lasse mir von ihm Vorschläge zum Vorgehen erstellen. Ich kann mit ihm diskutieren, auf Fehler hinweisen und ihn so ausbilden, dass er meine Idee des Einkaufs versteht und umsetzt. Ich kann ihn dann mit einem zweiten Agenten aus dem Rechnungswesen und einem dritten Agenten aus dem Assetmanagement verknüpfen und eine Strategie und eine Empfehlung für die mittelfristige Einkaufsplanung abstimmen lassen. Das klingt vielleicht noch komisch, ist aber vergleichsweise einfach umsetzbar.
Im oben genannten Beispiel kann ich mit KI-Mitarbeitern fast genau so umgehen wie mit echten Menschen. Ich oder meine Mitarbeiter nutzen die Ergebnisse der KI-Mitarbeiter, prüfen und bewerten, stellen Nachfragen, geben Feedback und bekommen daraufhin angepasste Antworten und Begründungen. Die letzte Entscheidung bleibt bei uns, aber es ermöglicht schnelle und gute Entscheidungen.
Ich fasse zusammen. Moderne Führungskräfte brauchen eine Offenheit im Umgang mit der Technologie und auch mit deren Grenzen. Sie sollten ausprobieren und sich mit anderen dazu austauschen. Kaum jemand hat einen kompletten Überblick, da die Entwicklungen so rasant sind. Ein Blick auf mögliche Lösungen für Datenschutz und Security, auf den EU-AI-Act, Qualitätskriterien von Tools erfordert zumindest eine basale Kenntnis der Technologie.
Mitarbeitende brauchen ebenfalls eine klare Linie, an der sie sich bei der Nutzung von Tools orientieren können. Viele Beschäftigte nutzen KI-Tools heimlich und nutzen diese für Formulierungsvorschläge, Protokolle, Berichte oder einfach als zweite fachliche Meinung. Das muss kein Problem sein, wenn man offen darüber sprechen kann und dann auch Entscheidungen trifft, wie man damit umgehen möchte.
In der Führungskräfteentwicklung muss der Umgang mit dem Effizienzgewinn bei allen Vermittlungen von Instrumenten mitgedacht werden. Ziele müssen genauer formuliert werden, Entwicklungspläne angepasst werden und es muss darauf geachtet werden, dass die Beschäftigten die Ergebnisse von KI sinnvoll nutzen. Das erfordert viel mehr Eigenverantwortung von Mitarbeitenden und dazu brauchen diese mehr Freiheit. Das bedeutet andere Ansprachen, mehr Qualifizierung und mehr Abstimmung untereinander. Es klingt so, als könnte das allen Spaß machen.
Ich als Trainer nehme diese Themen immer mit in die Seminarelemente der Führungskräfte auf, so dass auch nicht so technologieaffine Führungskräfte dennoch einen Effizienzgewinn durch KI erleben. Das Führungskräfteschulungsmodul „Arbeitsmethodik“ beispielsweise ergänzen wir mit einem Schulungsteil zum guten Prompten.
Auch ich freue mich über regelmäßigen Austausch zu KI und freue mich über Anrufe und Teams-Meetings.