Digital ist auch eine Wahl: Das Rollenspiel im Auswahlverfahren

Professionelle Rollenspielerin in der Gesprächssimulation

Für Recruiter und Personalentwickler stellt sich derzeit die Frage: Wie machen wir nach der Pandemie weiter mit unseren Auswahlverfahren – Präsenz oder Digital?

Bringen wir für das Auswahlverfahren wieder alle Beteiligten an einem Ort zusammen? Oder lässt sich das Assessment Center etwa auch gänzlich als Videokonferenz veranstalten?

Direkt davon betroffen ist das Rollenspiel, integraler Bestandteil vieler Verfahren, und wie kaum ein anderes Segment auf Interaktion und Kommunikation ausgerichtet.

Warum gerade jetzt?

Die Pandemie, mit ihren Einschränkungen, hat die diversen Möglichkeiten einer digitalisierten Arbeitswelt noch deutlicher sichtbar werden lassen.

Mit der Etablierung des Homeoffice, des Arbeitens aus den eigenen vier Wänden, hat auch die Stunde der Videoplattformen wie Zoom, Skype und Co. geschlagen. Sie ermöglichen den Austausch von Arbeitgebern und Mitarbeitern auch jenseits des persönlichen Gesprächs oder des Buschfunks auf dem Büroflur.

Während nun einige schon nach einer Rückkehr zur „Normalität“ rufen, ist nicht anzunehmen, dass sich der digitale Geist zurück in die Flasche bringen lässt. Denn vieles von dem was jetzt erprobt wurde hat sich bewährt und bietet die Chance herkömmliche Wege zu ergänzen.

  • Die Vorteile: Flexibilität! Große Personengruppen lassen sich schnell und unkompliziert auf einer Plattform zusammenbringen. Lange Anfahrtswege und notwendige Unterbringung entfallen (sehr im Sinne der Nachhaltigkeit). Veranstaltungen lassen sich schnell und flexibel organisieren und durchführen.
  • Die Risiken: Das Persönliche geht womöglich verloren! Erste Umfragen sprechen schon von einer digitalen Müdigkeit, von Zoom-Fatigue und warnen vor einer verzerrten Wahrnehmung über die digitale Distanz. Die Kommunikation verändert sich.

Außerdem: Streikt die Hardware oder wackelt die Internetverbindung geht auch die Kommunikation verloren

Lassen sich Online-Rollenspiele also in gleicher Qualität und mit der gleichen Aussagekraft wie analoge durchführen?

Die einfache Antwort: Ja, das geht!

Fast zwei Jahre Erfahrung mit dem Online-Format haben uns bei der business.rollenspiel.agentur darin bestätigt, dass sich auch in digitalen Rollenspielen eine gute und authentische Gesprächsebene aufbauen lässt, die gezielte und qualitative Beobachtungen ermöglicht.

Dennoch gilt es dabei einige Faktoren zu berücksichtigen und das Rollenspiel entsprechend anzupassen.

Nr. 1 Die Sichtbarkeit

In einem klassischen Rollenspiel sitzen sich zwei (oder mehr) Gesprächsteilnehmer mit all ihrer physischen Präsenz gegenüber. Dabei spielt auch die Körpersprache eine große Rolle. Welche Haltung hat mein Gegenüber? Ist er zugewandt? Verärgert? Die Kamera schränkt die Sicht hingegen stark ein, die Körpersprache wird weniger stark lesbar. Umso wichtiger wird es für den Rollenspieler, Gefühlsregung, Haltung, Reaktionen über die Mimik und Gestik deutlich zu signalisieren.

Nr. 2 Der Technik Faktor

Wer schon einmal in einem Online-Meeting mit mehreren Teilnehmern gesessen hat wird es gemerkt haben: Gleichzeitiges Reden fällt schwer! Die Tonspur lässt immer nur einen Sprecher zu. Simultane Kommunikation, schnelles Antworten oder ins Wort fallen wie im normalen Gespräch funktioniert hier nicht. Die Folge: Verzögerungen entstehen, Pausen, Gesagtes muss wiederholt werden. Für das Rollenspiel bedeutet das, dass es für Teilnehmer und Rollenspieler ein abwechselnder Dialog werden muss. Aktives Zuhören, klare Antworten, Halbsätze und Andeutungen vermeiden. Hat der Gesprächspartner seine Aussage beendet? Lässt er mich zu Wort kommen?

Für die Beobachter ist außerdem zu beachten: Die Verzögerungen kosten Zeit. Das digitale Rollenspiel benötigt daher in der Regel etwas länger für den gleichen inhaltlichen Austausch wie ein analoges Rollenspiel

Nr. 3 Der digitale Raum und das Homeoffice

Bei einem Rollenspiel in Präsenz spielt auch die Umgebung eine Rolle: Das große Büro oder der Veranstaltungsraum eines Unternehmens, das Whiteboard in der Ecke und auch die Präsenz der Beobachter selbst, all das wird vom Teilnehmer bewusst und unbewusst wahrgenommen und lässt sich nicht ausblenden. Im Gegenteil, es betont den inszenatorischen Charakter und auch das Gefühl einer Prüfungssituation. Aus dem Homeoffice zugeschaltet, kann die vertraute Umgebung einerseits und die digitale Distanz andererseits sich ebenfalls auf die Haltung auswirken. Bin ich privat? Bin ich professionell? Mag es den einen Teilnehmer selbstsicherer machen, kann es den anderen dazu verleiten sehr selbstreflexiv „bei sich“ zu bleiben und weniger auf den Rollenspieler zu achten.

Fazit: Anders, Ja! Schlechter, Nein!

Das digitale Medium verändert das Rollenspiel, ja. Das macht es aber nicht weniger aussagekräftig.

Im Gegenteil; es kann sogar Vorteile bringen – die fehlende physische Präsenz der Beobachtung reduziert die Wahrnehmung auf den Gesprächspartner und weniger auf die Umgebung. Die heimische Umgebung kann hier auch den Stress aus der Situation herausnehmen. Zudem kann die fehlende subjektive Wahrnehmung der „physischen“ Attribute dazu beitragen, die Teilnehmer etwas „gleicher“ und damit auch vergleichbarer zu machen.

Nicht zuletzt ist das Rollenspiel darauf angelegt ein realistisches Szenario der Arbeitswelt abzubilden. In Zeiten von Zoom, Skype und Co. – was könnte authentischer sein?

Wobei können wir Sie unterstützen?

Schwere Fragen brauchen sorgfältige Antworten und durchdachte Maßnahmen – Sprechen Sie uns an!

Jetzt Newsletter abonnieren!

Bleiben Sie auf dem Laufenden und verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr.