Bullshitting in Organisationen messen

Der amerikanische Philosoph Harry G. Frankfurt schrieb 1986 einen augenzwinkernden Aufsatz über „Bullshitting“. Er meinte, „Bullshitting“ beschreibe irrationale Aussagen, die zwar irreführend und sinnentleert, aber keine Lügen seien, weil sie auf keinen oder auf alternativen Fakten aufbauten. Da kannte er Donald Trump vermutlich noch nicht – ein Meister dieses Fachs. Aber nicht nur er, der Umgang vieler Politiker mit echten Herausforderungen wie beispielsweise der Klimakatastrophe ist ebenfalls Bullshitting. Frankfurt schrieb, dass sich ein Akteur weder positiv noch negativ zur Wahrheit positioniere- sie spiele einfach keine Rolle.
In Firmen tritt Bullshitting auf, wenn jemand unangenehmen Diskussionen aus dem Weg gehen will, ohne lügen zu müssen. Oder auch, wenn jemand durch rhetorische Strategien wie Angst machen und übertreiben andere und sich selbst von seinen eigenen Zielen überzeugen will.
Auf der Organisationsebene kann man die Bereitschaft, Dinge in Abwesenheit von schlüssigen Daten und Fakten zu akzeptieren, durchaus messen. Irrationale verkündete Unternehmensstrategien, Statements zu Werten oder das Greenwashing wirken sich auf das Engagement von Beschäftigten negativ aus. Mutige, aber völlig unbegründete Aussagen zu Offenheit, Nachhaltigkeit und Aussagen zu Diversität werden oft ohne notwendige Diskussion mit einer irrationalen Hoffnung mitgetragen und führen zunächst zum Erfolg des Bullshittings. Leider hat das langfristig Auswirkungen auf die Identifkation und das Engagement – und damit auf die Arbeitgeberattraktivität.
Wie lässt sich Bullshitting messen?
Eine Studiengruppe der Universität Kapstadt setzte sich 2022 mit einem Fragebogen mit drei großen Fragen auseinander:
- Wie weit ist akzeptiert, Entscheidungen auch in Abwesenheiten von schlüssigen Argumenten zu treffen, sofern starke persönliche Überzeugungen eingebracht werden?
- Lassen die Mitarbeitenden höhergestellten Personen Bullshitting einfach durch, einfach weil diese höher gestellt sind?
- Wird im Unternehmen exzessiv im Jargon gesprochen (Abkürzungen, Management-Phrasen, …) die Inhalte eher verschleiern?
Die Antworten wurden mit der Frage nach dem Engagement und der Irritation korreliert und das Ergebnis war: Je mehr Bullshitting, umso niedriger das Engagement. Keinen Unterschied fand man dabei zwischen Frauen und Männern, aber große Unterschiede in den Altersstufen. Die Älteren nahmen deutlich mehr Bullshit-Aussagen wahr.