Acht wissenschaftliche Empfehlungen, die sich lohnen…!

Soziale Beziehungen in seinem Team zu fördern macht durchaus Sinn, denn oft sind es ja gerade die beruflichen sozialen Kontakte, die so herrlich unkompliziert und funktional sind. Man hat sich seine Kolleg*innen nicht ausgesucht, aber man lebt trotzdem mit Ihnen. Den Kolleg*innen geht es mit uns genauso.
Während negativ empfundene Arbeitsumfelder viel Leid entstehen lassen und sich oft auch im Privatleben auswirken, blühen in einem positiven Arbeitsumfeld Menschen förmlich auf. Der Gewinn an Lebensqualität, den ich erreichen kann, lässt sich mit Geld wohl kaum aufwiegen. Wie wäre es, wenn ich meinen Kolleginnen oder Mitarbeiterinnen nicht nur fachlich kompetent und neutral, sondern sogar aufgeschlossen und interessiert entgegen trete? Was würde passieren und was würde ich damit riskieren?
Im Vergleich mit privaten Beziehungen, die meist deutlich vielschichtiger sind und nicht nur innerhalb von Familien mit mehr Schuld- und Verantwortungsthemen aufgeladen sind, sollte es doch zu schaffen sein, das Arbeitsumfeld in eine Feelgood-Umgebung zu verwandeln.
Die folgenden Punkte habe ich einem Artikel in der Fachzeitschrift report Psychologie 06/ 2001 entnommen. In diesem Bericht stellt PD Dr. Sabine Hammelhoff acht evidenzbasierte Empfehlungen aus der Forschung auf, die ich hier für Sie verkürzt, ergänzt und illustriert habe.
1. Schaffen Sie die richtigen äußeren Voraussetzungen für gute Kontakte im Team.
Eine Voraussetzung ist die Möglichkeit zu direktem persönlichen Kontakt. Wer sich häufiger sieht, findet sich in der Regel sympathischer und baut Vorurteile leichter ab. Gemeinsame Pausen, informelle Gespräche und Small-Talk tragen ihren Teil zu guten Kontakten bei. Jobunsicherheit und fehlende Perspektiven erschweren den Aufbau guter Beziehungen. Manchmal lässt sich diese Situation nicht vermeiden, in diesem Fall gilt es besonders auf einen ehrlichen, akzeptierenden und offenen Austausch zu führen.
2. Schaffen Sie die richtigen inneren Vorraussetzungen!
Geben Sie einen Vertrauensvorschuss, seien Sie nicht nachtragend und blicken Sie eher nach vorn als zurück.
3. Achten Sie auf kleine Gesten!
Unhöflichkeiten wirken sich laut Studien negativ auf Wohlbefinden und Leistung aus. Also in stressigen Momenten die grundlegenden Höflichkeitsregeln nicht vergessen. Ein schnelles Danke geht immer.
Gesten haben eine starke Wirkung: Eine ernstgemeinte Entschuldigungsgeste in Form eines Kuchens nach einem Streit funktioniert vor allem dann, wenn beim Essen nicht wieder neu diskutiert wird. Gesten schließen emotionale Phasen positiv ab. Da ist es dann egal, wer wann Recht hatte.
Gesten funktionieren am besten ohne Worte. Eine stille Anerkennung durch eine angebotene Zigarette oder das wortlose Anreichen eines Getränks in der Runde sind starke Gesten der Zugehörigkeit gerade in männerdominierten Teams.
Die Geste muss jedoch zum Empfänger oder zur Empfängerin passen und Gesten sollten auch nicht gedankenlos verteilt werden. Ein Präsentkorb vom Schlachter für den Vegetarier, ein Schnaps für den trockenen Alkoholiker entlarven die Zusammenarbeit im Team als toxisch.
4. Unterstützen Sie andere!
Wir alle müssen unsere Kernaufgaben erfüllen, aber ein gutes und produktives Miteinander entsteht nur, wenn sich auch alle dafür verantwortlich fühlen. Einer neuen Kollegin zu helfen, sich zurecht zu finden oder für einen Kollegen einzuspringen, der überraschend sein Kind von der KiTa abholen muss, wirkt sich ganz sicher positiv auf das Klima im Team und die Zusammenarbeit aus. Es geht aber darum, das anzubieten, was man sich selbst von anderen wünscht und nicht darum, sich zu opfern. Eine Studie von 2020 zeigte sogar, dass ein Übermaß an Hilfeverhalten zu kontraproduktiven Verhaltensweisen wie Zuspätkommen und verlangsamtem Arbeiten führte.
5. Achten Sie auf Ihre Gesundheit!
Wer selbst völlig erschöpft ist, hat kaum Ressourcen, um andere zu unterstützen und ein positives Klima zu schaffen. Viele Konflikte entstehen erst, wenn diejenigen, die schon völlig verausgabt sind, viel zu spät „Grenzen ziehen“ und in irrationale Abwehr von Aufgaben und Verantwortung fallen. Es gilt darauf zu achten, dass Sie weder der Job noch das Privatleben völlig auslaugt. Wenn Sie nicht mehr das tun können, was Ihnen Erholung bringt, schaden Sie sich selbst und anderen.
6. Verlieren Sie nicht den Humor!
Viele Studien haben gezeigt, dass „Wohlmeinender Humor“ den Gruppenzusammenhalt stärkt, die Statusunterschiede verkleinert und Stress und Spannungen abbaut. Ätzende zynische Bemerkungen, übles Lästern, herabwürdigende Spitznamen oder das „ins Lächerliche ziehen“ sind damit natürlich nicht gemeint. Schon Siegmund Freud hat auf den Aggressionsgehalt von Witzen hingewiesen. Stimmungen und Emotionen sind im Guten wie im Schlechten ansteckend, daher ist besonders wichtig, dass sich alle für eine humor- und respektvolle Grundstimmung einsetzen. Dabei ist es auch hilfreich, wenn man sich selbst nicht zu wichtig nimmt und das Absurde einer Arbeitssituation in einen Scherz packen kann.
7. Nehmen Sie es selbst in die Hand!
Ihre Kolleg*innen konnten Sie sich vielleicht nicht aussuchen, aber die Gestaltung Ihrer Kontakte liegt in Ihren Händen. Ein kluger Mann hat mal gesagt: „Wenn Du glücklich sein willst, umgebe Dich nicht mit Miesepetern!“. Suchen Sie aktiv Kontakt zu Personen, die Sie interessant, kompetent und sympathisch finden und bauen Sie sich ein Netzwerk von Menschen auf, die Ihnen gut tuen. Binden Sie diese Personen ein, machen Sie mit Ihnen Pause, fragen Sie diese um Rat und verknüpfen Sie dieses Netzwerk miteinander. Suchen Sie sich die richtigen Vorbilder, Mentor*innen und Ratgeber*innen und pflegen Sie diese.
In einem rückwärtsgewandten Team die einzige Person zu sein, die eine positive Zukunft anstrebt, kann eine bizarre Anforderung sein. Wenn Sie diese einzige Person sind, machen Sie sich das bitte bewusst und seien Sie stolz darauf.
Dazu gehört es auch, anderen im Notfall Grenzen zu setzen und sich aus extrem belastenden Beziehungen zu lösen. Verlassen Sie den Arbeitsplatz, wenn Sie keinen anderen Ausweg sehen. Konflikte lassen sich oft, aber nicht immer lösen. Achten Sie in diesem Fall besonders auf ambivalente Beziehungen und inkonsistente Verhaltensmuster. Manchmal ist nicht der vorhersagbar negative Führungsstil von Vorgesetzten das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, sondern eine unberechenbare Führungskraft, die zwischen Unterstützung auf der einen Seite und sozialer Minierung auf der anderen Seite schwankt.
„Soziale Minierung“? Das bedeutet, dass jemand aktiv die Probleme und den Zustand des Anderen verschlechtert. Das schafft jemand mit übermäßiger Kritik und der Tendenz, die Aktivitäten, Anstrengungen und Eigenschaften des Anderen grundsätzlich negativ zu bewerten. Dazu gehört auf sachliche Anforderungen wie die nicht nach Vorgabe ausgeführte Aufgabe mit Wutausbrüchen, Beleidigtsein oder großer persönlicher Enttäuschung zu reagieren. Dazu gehört auch die Verhinderung, also das aktive Hindern des Anderen an dessen Zielerreichung. Das funktioniert im Alltag beispielsweise über das Nicht-Informieren, durch das doppelt belegen der notwendigen Ressourcen oder einfach durch das Vereinbaren nicht erreichbarer Ziele, die die Schwächen des Anderen deutlich werden lassen.
8. Mischen Sie die Lebensbereiche nur, wenn Sie es möchten!
Menschen unterscheiden sich in ihren Präferenzen. Selbst wenn es Trend ist, berufliche und private Lebensbereiche zu verknüpfen und Kickertische, Duz-Kulturen und Geselligkeit angeboten werden, bleibt es für einen Teil der Menschen so, dass diese Privates und Berufliches klar trennen. Manche integrieren berufliche und private Welten gerne, andere tun das nicht. Es wäre schön, wenn echte Freundschaften am Arbeitsplatz entstehen, aber man kann diese nur begünstigen- nicht einfordern. Falls Freundschaften entstehen ist das ein Grund zur Freude.