Psychologische Sicherheit und Fehlerkultur

Lassen Sie mich Ihnen eine psychologische Studie vorstellen: Eine Psychologin namens Amy Edmondson beobachtete verschiedene Teams in Krankenhäusern. Diese Teams waren unterschiedlich erfolgreich, was die Versorgung von Patienten anging, und so wollte man beobachten, welche Teams mehr Fehler machten. Das Ergebnis: In den Teams, die die Patienten besser versorgten, wurden mehr Fehler berichtet. Sie haben richtig gelesen: Mehr Fehler, nicht weniger.

Wie kann das sein? Was zunächst paradox klingt, lässt sich sehr einfach erklären. Die besseren Teams machten nicht unbedingt mehr Fehler, aber sie berichteten offener von den Fehlern, die gemacht wurden. Aus dieser Beobachtung wurde von Psychologen das Konzept der psychologischen Sicherheit entwickelt. In den guten Teams fühlten die Mitarbeiter sich so sicher und wertgeschätzt, dass sie bereit waren, von Fehlern zu berichten. In den anderen Teams jedoch bestand die Neigung, Fehler unter den Teppich zu kehren. Das mag im ersten Moment gut aussehen, ist jedoch langfristig gesehen keine gute Taktik.

Psychologische Sicherheit, das bedeutet, dass jeder seine Ideen offen teilen kann, dass niemand abgewertet wird, dass man Fehler machen darf, ohne Angst vor negativen Folgen oder Konsequenzen haben zu müssen. Dazu gehört ein gemeinsames Verständnis dafür, was Fehler eigentlich sind. Im besten Fall sieht man Fehler nämlich als notwendige Schritte auf dem Weg nach vorne. Aus Fehlern lernt man, das zeigen auch psychologische Studien. Fehler passieren, nicht weil jemand unfähig ist, sondern gerade weil er Fähigkeiten einsetzen möchte, die über das absolute Minimum hinaus gehen. Immer nur Aufgaben zu übernehmen, bei denen man praktisch keine Fehler machen kann, bringt niemanden weiter; weder einen selbst noch das Team. Das Bonmot „Wer nicht arbeitet macht keine Fehler. Wer keine Fehler macht wird befördert“ sollte man sich gerade nicht zu Herzen nehmen.

Psychologische Sicherheit herzustellen ist nicht allein Aufgabe der Führungskraft, sondern erfordert das Mitwirken aller Teammitglieder. Ein entscheidender Faktor ist dabei die Kommunikation. Sätze wie „Ich dachte, das wäre klar, schließlich haben wir das gestern besprochen“ oder „So etwas darf einfach nicht passieren“ wirken hier nicht gerade förderlich. Stattdessen kann man fragen „Was ist noch unklar, was müssen wir noch besprochen?“ oder „Wie können wir vermeiden, dass uns der gleiche Fehler in Zukunft noch einmal passiert?“ Denn Fehler werden passieren, und dann ist es besser, sie werden sichtbar und man kann daraus lernen. Unter Programmierern gilt schon lange der Spruch „Wer keine Fehler in seinem Code hat, hat nicht lange genug gesucht.“

(Mehr Informationen: Karin Volbracht (2024), Psychologische Sicherheit. Die Superkraft erfolgreicher Teams. Haufe.)

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